Haushaltsrede der BG – Fraktion im Rat der Stadt Rüthen zum Haushaltsplan 2015

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Kämmerer und Beigeordneter Herr Köller,
meine sehr verehrten Damen und Herren.

Gestalten statt nur verwalten!

Dies war mehrfach das Motto meiner Haushaltsrede der letzten Jahre. Investitionen in rentierliche Bereiche und die Generierung neuer Einnahmen werden seit Jahren von der BG gefordert, wie z.B. ein eigenes BHKW, eine eigene PV Anlage und eine eigene Stromversorgung. Leider ist nichts von dem, was wir vorgeschlagen haben, realisiert worden, sondern wurde von der Mehrheit des Stadtrates und der Verwaltungsspitze schlichtweg abgelehnt, vielfach, so ist mein Eindruck, ohne sich wirklich intensiv damit auseinandergesetzt zu haben. Erwähnt sei hier auch die Gründung einer eigenen Gesellschaft, in Form einer Anstalt öffentlichen Rechts (AöR), eine Maßnahme, die von anderen Städten längst mit großem Erfolg umgesetzt worden ist.

Leider müssen wir feststellen, dass von Seiten der Verwaltung zu den eben erwähnten Punkten auch keine Impulse kommen. Nach der Devise: „Möglichst alles so belassen, wie es ist und keine neuen Wege gehen. Wir sind ja schließlich zum Verwalten da!“ Herr Bürgermeister, wir warten immer noch auf die vor 5 Jahren angekündigten Zukunftspläne! Meine Damen und Herren, „wir treten auf der Stelle, es bewegt sich nichts!“.

Das Resultat all dieser Versäumnisse liegt nun in Form dieses, verzeihen Sie mir den Ausdruck, erbärmlichen Haushaltsentwurfs 2015 vor uns, erbärmlich, weil von Gestalten keine Rede mehr sein kann, denn es wird nichts mehr in Zukunftsträchtiges investiert, sondern der Status Quo wird betoniert, weil schlichtweg das Geld fehlt. Statt auch in rentierliche Bereiche zu investieren, hat man in den letzten Jahrzehnten geschlafen und mehr und mehr das Eigenkapital verfrühstückt, so dass wir jetzt an einem Punkt angekommen sind, wo nichts mehr geht. Und die Lage wird in den nächsten Jahren nicht besser werden. Die geplanten Erhaltungsinvestitionen befinden sich auf niedrigstem Niveau und speisen sich nicht aus der eigenen Wirtschaftskraft der Stadt, sondern aus der um 250.000 Euro erhöhten Investitionspauschale des Landes.

Hinzu kommt, dass die Personalkosten trotz des Wegfalls von 10,5 Stellen nicht gesunken sind, und zwar nicht in erster Linie aufgrund von tariflichen Lohnsteigerungen, sondern auch aufgrund von Höhergruppierungen. Ob diese bei unserer schlechten Haushaltslage in jedem Fall angebracht waren, bezweifeln wir doch sehr.

Statt aus Einnahmen, die aufgrund rentierlicher Investitionen hätten erzielt werden können, finanziert sich der Haushalt zu einem erschreckend großen Teil aus Abgaben und Gebühren. Ein Drehen an der Gebühren- und Steuerschraube ist zwar ein einfacher, aber gefährlicher Weg. Vor allem die Erhöhung der Grundsteuer B dient vielen Städten und Gemeinden als willkommene Möglichkeit, die Einnahmen zu erhöhen. Wie gesagt, ein gefährlicher Weg. Die Attraktivität eines Standortes verliert hierdurch deutlich gegenüber den Gemeinden, die einen anderen Weg gehen. Schon jetzt stehen in vielen Städten und Gemeinden und auch bei uns etliche Häuser leer. Durch Steuererhöhungen gewinnt man keine neuen Bewohner. Die BG warnt schon jetzt davor, diesen vermeintlich einfachen und günstigen Weg zu gehen.

Trotz aller Anstrengungen des Kämmerers bleibt bei einem Haushaltsvolumen von 22,5 Mio. Euro kein gestalterischer Spielraum mehr übrig. Ganz im Gegenteil. Es ergibt sich noch ein Fehlbetrag von 2,7 Mio. Euro. Zur Finanzierung der Ausgaben bleibt wieder einmal nur noch der Griff zum Eigenkapital. Seit 2008 ist unser Eigenkapital von fast 100 Mio. Euro auf nunmehr 76 Mio. Euro zusammen geschmolzen.

Natürlich sind nicht alle finanziellen Probleme hausgemacht. Übergeordnete Ebenen wie Kreis, Land und Bund machen es sich teilweise sehr einfach und lassen die Städte und Gemeinden finanziell bluten, indem sie ihnen immer größere Lasten aufbürden. Genannt seien hier zum wiederholten Mal der Anteil der Städte und Gemeinden an den Sozialleistungen, die Aufwendungen für den Aufbau Ost, die Kreis- und Jugendamtsumlage, und und und.

Umso mehr gilt es, nach Einsparmöglichkeiten zu schauen, um die Lage zumindest ein wenig zu verbessern. Und diese gibt es durchaus. Seit gefühlte Jahrzehnten fordert die BG die Rückgabe der WLE Anteile, die uns seit unserem ersten Antrag von 2003 im Laufe der Jahre schon ein Vermögen in Höhe von rund 500.000,-€ gekostet haben. Eine Ausleuchtung der Stadtmauer in Höhe von 10.000,-€ können wir uns nicht leisten, sehen sie doch selbst was hat die Hachtorbeleuchtung gebracht? Die Schützenhallen müssen an die Vereine übergeben werden. Eine geringe Erhöhung der Nutzungsgebühren reicht da nicht. Besonders vor dem Hintergrund einer Gleichbehandlung der Vereine ist dies vonnöten. Bevor man in eine wahnsinnig teure Sanierung des maroden Rathauses einsteigt, muss nach Alternativen gesucht werden. Hierbei darf es nicht von vornherein Tabus geben. Wir sollten uns doch nichts vormachen. Mit den veranschlagten 640.000 Euro ist eine Grundsanierung des Rathauses nicht möglich. Vielleicht sollte man hier auch einmal über die Stadtmauer hinausschauen. Mehr möchte ich im Moment hierzu nicht sagen. Auch über die Finanzierung des Marienmarkt, muss neu nachgedacht werden. Wo bleibt denn das neue Konzept, das nach dem Hansetag erstellt werden sollte? Weiterhin würde sich der Abriss der Paul-Gerhard Schule und die Vermarktung des Grundstücks finanziell für die Stadt lohnen.

Trotz oder gerade wegen dieser schlechten Lage und weil in den letzten Jahrzehnten viel versäumt wurde, müssen wir unbedingt dazu kommen, in ertragreiche Bereiche zu investieren. Auch wenn es viele der hier Anwesenden nicht gern hören, eine AöR ist eine Möglichkeit, aus der Misere heraus zu kommen. Andere Gemeinden rund um Rüthen haben dies schon lange erkannt. Auch im Bereich interkommunales Gewerbegebiet und Autobahnanschluss bei Westereiden liegt erhebliches Potenzial für Rüthens Zukunft. Es muss halt nur angegangen werden.

Bei Vorschlägen zu Veränderungen schaut man immer zuerst nach den Gründen warum es nicht geht, anstatt sich den Aufgaben zu stellen und nach Umsetzungsvarianten zu suchen. „So kommen wir nicht weiter“, meine Damen und Herren.


Wie sagte doch Albert Einstein:

„Die Probleme die es gibt, sind nicht mit der gleichen Denkweise zu lösen, mit der sie erzeugt worden sind!“

Denken Sie meine Damen und Herren in stiller Stunde einmal über diesen Satz nach!

Sehr geehrte Dame und Herren der CDU,

gut, dass wir von der BG diesbezüglich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben haben, denn es scheint sich nun doch etwas zu bewegen! Bis zur letzten Haupt- und Finanzausschusssitzung waren wir uns in der BG einig, aus den hier vorgetragenen Gründen den Haushalt abzulehnen. Dann jedoch durften wir zu unserer Überraschung feststellen, dass die Mehrheitsfraktion einigen der seit Jahren von der BG geforderten Maßnahmen nicht mehr grundlegend ablehnend gegenüberzustehen scheint.

Da sich dies in Form der Zustimmung zu unseren Anträgen bewahrheitet hat, werden wir trotz allem Negativen dem Haushalt zustimmen.


Stellenplan

Meine Damen und Herren,

gerade jetzt, wo etliche personelle Veränderungen in der Verwaltung anstehen, böte sich besonders die Möglichkeit einer Neuausrichtung der Verwaltungsstrukturen. Ein einfaches, „So weiter wie bisher“, bringt uns keinen Schritt voran. Bei so viel neuem Personal, ist eine große Chance der Veränderung in Form einer Auslagerung von operativen Bereichen in eine eigene Gesellschaft, wieder einmal vertan worden.Da wir in diesem Bereich keinerlei Bereitschaft zu Veränderungen sehen, werden wir dem Stellenplan nicht zustimmen.


Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren,

zum Schluss möchte sich die BG - Fraktion beim Beigeordneten und Kämmerer, Herrn Köller, für die Unterstützung bei den Haushaltsberatungen bedanken. Bitte geben Sie, Herr Bürgermeister, diesen Dank auch an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die geleistete Arbeit weiter.

Ich bedanke mich bei Ihnen allen für ihre Aufmerksamkeit.

Für die BG Fraktion
gez. F.-J. Dohle/Fraktionsvors.


Pressemitteilung als PDF