Haushaltsrede der BG Fraktion im Rat der Stadt Rüthen zum Haushaltsplan 2017

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Weiken,
sehr geehrte Mitarbeiter der Verwaltung,
sehr geehrte Ratsmitglieder,
meine sehr verehrten Damen und Herren.

Deutschlands Steuereinnahmen sprudeln kräftig - NRW erzielt Überschuss!

Diese Schlagzeilen sind durchaus erfreuliche Nachrichten, die uns bezüglich der Finanzen von Bund und Land seit Wochen erreichen. Leider kommen von diesen zusätzlichen Steuereinnahmen kaum verlässliche Einnahmen bei den Städten und Gemeinden an. Ganz im Gegenteil: Bund und Land verabschieden Gesetzte, deren finanzielle Auswirkungen die Städte und Gemeinden tragen müssen. Erwähnt seien hier nur KIBIZ, die Umsetzung der Inklusion, der Rechtsanspruch auf Kindergartenplätze usw. Allein die kommunalen Ausgaben für die Kindertagesstätten stiegen bundesweit von 9,1 Mrd. € in 2000 auf 23 Mrd. € in 2013; ein Zuwachs von 152 % in 13 Jahren.

Wir appellieren im Hinblick auf die anstehende Landtags- und Bundestagswahl an die in diesen Parlamenten vertretenen etablierten Parteien, sich für eine finanzielle Stärkung der Kommunen einzusetzen. Es darf nicht weiterhin nach dem Prinzip „Den Letzten beißen die Hunde“ verfahren werden. Wie sollen wir all diese Transferleistungen, die fast die Hälfte unserer Ausgaben ausmachen, zukünftig aufbringen? Vor allem die stark steigenden Sozialleistungen, insbesondere dann, wenn durch einen Konjunkturrückgang die Einnahmen durch die Gewerbe- und Einkommenssteuer sinken und / oder die Zinsen steigen.

Die weiter steigende Kreisumlage bereitet uns große finanzielle Probleme. Aufgrund unseres Haushaltsicherungskonzeptes werden unsere Finanzen akribisch überprüft und wir dürfen unsere freiwilligen Leistungen nicht auch nur um einen Euro steigern. Auf der anderen Seite aber fordert der Kreis eine Erhöhung der Kreisumlage um etwa 310.000 €, eine Gesamtsumme von etwa 5,31 Mio € allein von Rüthen. Die höhere Kreisumlage können wir in diesem Jahr noch durch die hohen Gewerbesteuereinnahmen aufbringen. Müssten wir dies durch eine Erhöhung z.B. der Grundsteuer B aufbringen, ergäbe sich eine Erhöhung des Hebesatzes um 115 % Punkte von 450 % auf 565 %.

Die Jugendamtsumlage liegt in diesem Jahr um rund 200.000 € höher, bei insgesamt 2,65 Mio €, Tendenz steigend. Für das nächste Jahr sind 2,70 Mio € prognostiziert. Trotz Nachfrage wurden uns leider keine Zahlen bezüglich der Leistungen für die Stadt Rüthen im Vergleich zu anderen Städten des Kreises Soest vorgelegt. „Eine Umrechnung der Jugendamtsumlage auf die einzelnen Kommunen erfolgt nicht“, war die Antwort in dem Schreiben vom 16.11. 2016. Bezahlen müssen wir – aussagekräftige Informationen bekommen wir leider nicht - sehr unbefriedigend.

Insgesamt ist unsere finanzielle Situation wenig erfreulich. Den Aufwendungen von 22.514.000 € stehen Erträge von 18.832.000 €. gegenüber Der Ausgleich des Fehlbetrages erfolgt durch die Inanspruchnahme der Allgemeinen Rücklage. Das Eigenkapital schrumpft weiter. Der Investitionsstau wird größer. Mit dem bisherigen System sind die Kommunen zukünftig finanziell nicht zu retten. Eine Reform der Kommunalfinanzen ist längst überfällig.

Dennoch müssen wir versuchen, unsere finanzielle Situation selbst zu verbessern, indem wir zusätzliche Einnahmen generieren. Diesen Satz hat F.J. Dohle oft vorgebracht. Eine Möglichkeit ist der Einstieg in die Vermarktung von Energie. Im letzten Jahr wurde auf Initiative der Verwaltung ein großer Schritt in die richtige Richtung unternommen. Dies begrüßen wir sehr.

Sehr erfreulich waren die hohen Gewerbe- und Einkommenssteuereinnahmen sowie die Einnahmen aus dem Forst. Aufgrund der guten Einnahmen sind für das Haushaltsjahr 2017 keine Anhebungen der Steuern und Gebühren vorgesehen.

Eine Stadt lebt von ihrer Attraktivität - und Rüthen ist attraktiv und lebenswert, mit einem guten, sozialen Miteinander, mit vielschichtigen engagierten Vereinen, guter schulischer Versorgung, gepflegten attraktiven Sportstätten und Einkaufsmöglichkeiten. Kindergartenplätze werden bei Bedarf sehr zügig und unkompliziert ausgebaut – ein Vorzug, von dem viele Städte träumen. Die Gebühren im Bereich Wasser und Abwasser sind aufgrund unserer gut wirtschaftenden Stadtwerke sehr günstig. Dies gilt auch für die Bauplätze. Mittlerweile haben sich die Vorzüge Rüthens herumgesprochen, denn wir verzeichnen Zuzüge von außerhalb; die Kinder werden wieder mehr. Sehr erfreulich!

Die Bohrung nach Trinkwasser am Eulenspiegel war sehr erfolgreich. Hierdurch bekommen wir auch zukünftig eine gute Möglichkeit, die Gebühr für Trinkwasser auf einem niedrigen Niveau zu halten.

Damit wir attraktiv bleiben können, haben wir die Förderprogramme LEADER und IKEK angestoßen, europäische Förderprogramme zur Stützung des ländlichen Raums. Der Grundgedanke der Programme ist es, „den demografischen Wandel aktiv zu gestalten, um zentrale Funktionen zu stärken sowie eine gute Lebensqualität zu sichern und auszubauen“. 65 % finanzielle Unterstützung gibt es von der EU pro Projekt. Als Eigenanteil für LEADER und IKEK Maßnahmen stehen insgesamt für die Jahre 2017 – 2020 jährlich 70.000 € im Haushalt der Stadt bereit. Die Erfahrungen der nächsten Jahre werden zeigen, ob das Geld reichen wird.

Meistens sind die Projekte mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden; dennoch sehen wir darin große Chancen. Mit Hilfe dieser Programme müssen wir uns dafür einsetzen, dass sowohl ältere Personen möglichst lange hier vor Ort gut leben können und junge Menschen sich hier ebenfalls wohlfühlen. Zukunftsfähige Projekte zur Verbesserung der Mobilität gerade für junge Menschen aber auch für ältere Menschen ohne Auto müssen wir jetzt angehen. Dies gilt auch für die Verbesserung der Angebote zur Betreuung, Unterstützung, Versorgung sowie zur Freizeitgestaltung. Bei der Ideenfindung und Projektumsetzung sollen viele Mitbürger mit einbezogen werden; auch Jugendliche und Senioren. Das Interesse, sich ohne politische Bindung zu engagieren, ist vorhanden. Dies haben die vielen Zuschauer in der Schulausschusssitzung gezeigt, als die Anträge zur Einrichtung eines Jugend und Seniorenbeirats behandelt wurden. Hier zeigt sich Potential, das es zu nutzen gilt.

Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger haben sich mit unterschiedlichen Projekten beschäftigt. Einige Projekte wurden schon positiv beschieden. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei allen Bürgerinnen und Bürgern bedanken, die die Förderprojekte tatkräftig und mit innovativen Ideen unterstützen.

Das vom TREFF vorgestellte Projekt am Schlangenpfad„ Sport und Spaß für alle – der aktive Generationentreff“, ein Treffpunkt mit Outdoor Fitnessgeräten erfüllt die Bewilligungsvoraussetzungen für die Finanzierung durch LEADER, d.h. 65 % der Maßnahme werden durch LEADER finanziert. Lediglich der Eigenanteil in Höhe von etwa 14.000 € müsste seitens der Stadt zugesagt werden.

Eine weitere Attraktivitätssteigerung wird erreicht durch gute Wege. Wir freuen uns, dass die Fördergelder für den Lückenschluss des Radweges bei Westereiden zugesagt wurden. Nun erfolgt endlich die Anbindung an das Lippstädter Radwegenetz. Im Zuge von immer größerer Reichweite durch E-Bikes ein weiterer Meilenstein zur Tourismusförderung.

Insgesamt muss das Wegekonzept für Rad- und Wirtschaftswege mit Hochdruck erstellt werden. Auch dies kann durch IKEK mitfinanziert werden. Bis dahin müssen die dringendsten Reparaturen der Rad- bzw. Wirtschaftswege vorgenommen werden, bevor weitere Schäden auftreten.

Ein Highlight in 2018 wird das Kreisschützenfest werden. Die Umbaumaßnahmen des verkehrsberuhigten Bereichs Schlangenpfad werden bis dahin abgeschlossen sein. Bei der Baumaßnahme muss berücksichtigt werden, dass das Grundstück, ehemalige Paul Gerhard Schule, für Senioren bzw. barrierefreie Wohnungen hergerichtet werden soll. (Antrag BG April 2016) Dies sollte zeitnah und vorab erfolgen.

In diesem Zusammenhang begrüßen wir sehr die Erstellung der beiden Kreisverkehre am Bahnhofsberg und gehen davon aus, dass folglich der Schwerlastverkehr erheblich abnehmen wird. Einen großen Dank an die Verwaltung für die Beharrlichkeit gegenüber Straßen NRW.

Bei der Stadthalle muss, wenn hier auf die vorherige Konzepterstellung verzichtet werden soll, vor der Instandsetzung der einzelnen Gewerke die Problematik „Immissionsschutz“ beleuchtet und Lösungen aufgezeigt werden.

Wir beantragen für das Rathaus ein Gesamtkonzept, das alle Faktoren wie Standort, Standortalternativen, zukünftige Nutzung, Kostenermittlung in Bezug auf Energieeinsparung aber auch Barrierefreiheit beinhalten soll. Auch hier müssen zusätzliche Fördermöglichkeiten eruiert werden.

Bei der Investition Wasserspielplatz/Skateranlage unterstützen wir den Vorschlag der CDU, das Geld als Mittel für Jugend und Freizeit zu blocken und zügig für ein passendes Projekt zur Verfügung zu stellen.

In den letzten Monaten wurde damit begonnen, den Brandschutzbedarfsplan durch die Freiwillige Feuerwehr in Zusammenarbeit mit der Politik und der Verwaltung aufzustellen. Zusätzliche Investitionen bei den Feuerwehrhäusern werden auf uns zukommen.

„Gute Schule 2020“
Jeweils gut 200.000 € pro Jahr bekommt Rüthen in den nächsten 4 Jahren aus diesem Programm. Zum Vergleich: 200.000 € müssen wir an Jugendamtsumlage in diesem Jahr mehr bezahlen, wie ich eingangs erwähnte. Mit dem Geld haben wir die Möglichkeit, eine Küche in der Maximilian Kolbe Schule zu modernisieren, verschiedene Sanitäranlagen zu renovieren, die Turnhallen dem Bedarf entsprechend auszustatten sowie die größte Position „ Sanierung der Duschen und Sanitäranlagen des Lehrschwimmbeckens im FSG“ umzusetzen.

Stellenplan
Die Personalkosten sind aufgrund der tariflichen Erhöhungen gestiegen; zusätzliche Einstellungen sollen nicht vorgenommen werden. Den Ansatz, zukünftig dem Bedarf entsprechend auszubilden, sodass die Arbeiten der ausscheidenden Mitarbeiter/innen übernommen werden können, halten wir für zielführend. Wir stimmen daher dem Stellenplan zu.


Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren,

„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“, sagte einst Antoine de Saint-Exupéry. In diesem Sinne wird die BG Fraktion ihre Arbeit auch im kommenden Jahr weiter fortführen.

Wir denken, dass der Haushalt für das Jahr 2017 gut aufgestellt ist und stimmen ihm hiermit zu.

Zum Schluss bedankt sich die BG Fraktion bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen für ihre geleistete Arbeit. Ein besonderer Dank gilt unserem Kämmerer Herrn Becker, der uns bei den Haushaltsberatungen immer Rede und Antwort stand. Weiterhin ein großer Dank an unseren Beigeordneten und Wirtschaftsförderer Herrn Betten, der sich in sehr vielen Bereichen intensiv einbringt und sich stark mit Rüthen identifiziert. Durch Ihrer aller Motivation und Einsatzbereitschaft konnten Sie bisher schon viele Dinge zum Wohle unserer Stadt umsetzen. Bitte geben Sie den Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Gez. Annette Herbst-Köller
Fraktionsvorsitzende


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