An Deck: Die BG-Politiker Franz-Josef Dohle, Annette Herbst-Köller, Susanne Dönnecke und Michael Sauerland (von links) beim Gespräch am Waldschiff.
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Im WP-Gespräch: Vor Sanierung um jeden Preis, ist Bürgergemeinschaft für die Suche nach Alternativen

Von Armin Obalski

Rüthen. Das DenkennachSchemaF ist nicht Sache der Bürgergemeinschaft Rüthen. Sie steht für neue, auch ungewöhnliche Denkansätze. Beides wird besonders deutlich am Beispiel von Rathaus und Stadthalle. Beide Gebäude sind marode, doch müsse nicht um jeden Preis eine Sanierung imBestand erfolgen, erklären die BG-Spitzen Annette Herbst-Köller, Susanne Dönnecke, Franz-Josef Dohle und Michael Sauerland. Wir trafen sie zum Gespräch am Waldschiff.

Tourismus
Begeistert sind die BG-Politiker von dem, was sich zur Steigerung der Attraktivität des Bibertales getan hat und noch tun wird. „Wir haben hier einen ungeschliffenen Diamanten, der jetzt bearbeitet wird“, freut sich Susanne Dönnecke. Der Planer habe bewusst gemacht, wie schön es hier sei, und was sich machen lasse, um dieses Touristenziel noch schöner zu machen, ergänzt Annette Herbst-Köller. Die Kosten allerdings dürften nicht aus den Augen verloren werden. Ein Zusatzeffekt, so die Überzeugung Michael Sauerlands, ließe sich dadurch erzielen, dass Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes, die sich als Alleinstellungsmerkmal wie eine Kette durch ganz Rüthen ziehen sollten, am Waldschiff installiert würden, wo ohnehin der Parkplatz neu gestaltet wird.

Stadtentwicklung
Zu den Dingen, die zeigen, „es geht nach vorne in Rüthen“, gehört nach Meinung Franz-Josef Dohles die Entwicklung am Schlangenpfad samt Straßenausbau. Auf dem Grundstück der abgerissenen PaulGerhardt-Schule werde sich in nicht all zu langer Zeit etwas tun in Sachen seniorengerechtem Wohnen, wie von einem Investor bereits vorgestellt. „Dahin geht derWeg mit barrierefreiem Wohnen und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe“, findet Dohle. Barrierefrei wünscht sich die BG etwa auch das Alte Rathaus als dem kulturellen Treffpunkt Rüthens. Dabei setzt sie auf eine einfache Lösung durch den Einbau eines Treppenliftes. Auch hier gilt für Dohle: „Man muss auf Förderprogramme achten und zugreifen, wenn sie aufgelegt werden“, befindet Dohle. Hoffnungen, auf diesem Weg auch das Projekt Jung kauft Alt doch noch ankurbeln zu können, setzt die Bürgergemeinschaft mit Blick auf Ankündigungen der neuenLandesregierung, denländlichen Raum zu stärken. „Wir können nicht nur auf der grünen Wiese bauen und die Innenstadt verödet“, stellt Annette Herbst-Köller fest, auch wenn sie die gut laufende Vermarktung des Baugebietes Schlangenpfad freut und auch die Baulandbevorratung nicht aus den Augen verloren werden soll.

Ziele und Visionen
Das Land sieht die BG auch am Zug, um schnelles Internet in allen Ortsteilen und vor allem den Gewerbegebietenzu realisieren.Sauerland kritisiert: „Hier ist wenig bis nichts passiert, obwohl der Kreis extra eine Stelle dafür geschaffen hat.“ Auch die Digitalisierung der Schulen voranzutreiben bis hin zum Schaffen entsprechender Lehrerstellen, sei Landesaufgabe.

Rathaus wie Stadthalle gehören für die BG-Politiker insgesamt auf den Prüfstand. „Macht es Sinn, sie zu belassen, wo sie sind, oder andere Standorte zu prüfen“, formuliert Annette Herbst-Köller die Frage, auf die die BG im Zuge der Kostenermittlung für die Sanierung Antworten erwartet. „Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, als nur die Kosten für Einzelmaßnahmen zusammenzurechnen und die alten Bruchbuden zu sanieren“, so Susanne Dönnecke. Wobei die Bürgergemeinschaft ergebnisoffen in die Debatte geht. Gesetzt ist für sie nur eines: Die Lösung soll eine langfristige, keine für wenige Jahre sein. Wo sich gegebenenfalls Alternativen für die beiden zentralen städtischen Gebäude ergeben und welche Entwicklungspotenziale es für die bisherigen Standorte geben könnte – auf diese Fragen hält man sich vorerst bedeckt.


„Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, als die Bruchbuden zu sanieren.“ Susanne Dönnecke, stellvertretende BG-Fraktionsvorsitzende


Beispiel Niederlande

Beim Umgang mit Schrottimmobilien verweist Franz-Josef Dohle auf das Beispiel der Niederlande. Dort würden diese nach gewisser Zeit an die Kommune fallen, die sie dann abreißen lassen könne. „Dafür ist hier aber zunächst der Gesetzgeber gefragt“, so Dohle.