Schon die Kita Altenrüthen begab sich 2018 als „Haus der kleinen Forscher“ in Kooperation mit der Familie von Bonin: Auf den Ländereien von Gut Körtlinghausen halfen die Kleinen bei der Kartoffelernte.
In Rüthen werden mehr Kinder geboren – und deshalb werden bald Kindergartenplätze ausgebaut ohne Ende. Ob in Rüthen, Meiste, Westereiden oder Kallenhardt: Geplant sind nicht nur Ausbauten im Bestand. Sondern auch Anbauten und feste Neubauten. Eine bemerkenswerte Initiative kommt aus Körtlinghausen: Dort soll eine neue Gruppe des Kindergarten St. Clemens als sogenannter Bauernhof-Kindergarten entstehen.
Von Birte Schönhense
Rüthen – Noch vor wenigen Jahren wurde der Kindergarten in Langenstraße geschlossen und auch der Standort Meiste stand zur Diskussion – jetzt könnte der Bedarf kaum höher sein. Wie Bürgermeister Peter Weiken im jüngsten Schulausschuss erklärte, dürften die Kinderzahlen durch das Baugebiet in Oestereiden und auch durch vermehrte Zuweisungen von Flüchtlingsfamilien weiter steigen. Und: Der Trend geht dahingehend, dass Eltern ihren Nachwuchs immer früher in die Kita geben – und längst nicht mehr erst ab drei oder auch ab zwei Jahren.
Der Stadt bereitet der hohe Bedarf schon seit zwei Jahren Kopfzerbrechen. Nun endlich stellte sie ihre Pläne vor: „Wir wissen jetzt definitiv, was und wie wir’s wollen“, sagte Weiken. Und Gudrun Hengst vom Kreisjugendamt versicherte, in Rüthen sei man auf einem „sehr, sehr guten Weg.“ Ein Überblick.
Rüthen
In Planung ist ein doppelstöckiger Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Paul-Gerhardt-Schule im Schlangenpfad. Er soll vier Gruppen beherbergen und möglichst schon zum 1. August 2021 als Zweigstelle des St.-Josef-Kindergartens entstehen – und zwar im vorderen Bereich gen Straße. Im hinteren Bereich würde somit noch ein Grundstück für andere Zwecke übrig bleiben.
Aussichtsreiche Gespräche werden derzeit mit einem Investor geführt, der sich auf Kindergartenbauten spezialisiert hat. Die Stadt will darauf achten, das Gebäude in eigener Hand zu halten, um keine Miete finanzieren zu müssen. Die Trägerschaft läge wie bei St. Josef auch bei der katholischen Kita GmbH. Die Finanzierung müsse über Pauschalen und Fördermittel abgedeckt werden und solle den Rüthener Kernhaushalt nicht belasten. Der Neubau soll multifunktional sein – sollte der Kindergartenbedarf wieder sinken, könnten etwa Wohnungen hier entstehen.
Westereiden
Die Stadt ist mittlerweile von ihren Plänen abgerückt, einen Anbau am bestehenden Gebäude anzudocken. Das entsprechende Grundstück habe nicht aufgekauft werden können, so Weiken. Stattdessen kaufte die Stadt eine Fläche rechts neben dem Spielplatz. Hier soll ein festes Gebäude entstehen. In diesem Nebengebäude der Kita Löwenzahn soll Platz für drei Gruppen sein – und somit auch Raum für mehr Kinder unter drei Jahren.
Hoffnung auf Einweihung 2021
Ob der derzeitige mobile Anbau noch benötigt wird, kann flexibel beurteilt werden – er ist nur angemietet. Der potenzielle Investor wäre derselbe wie in Rüthen. Weiken hofft, dass auch hier möglicherweise schon zum 1. August 2021 die Kinder einziehen können. Dass jüngst eine Tagesmutter in Oestereiden weggebrochen sei, verschärfe die derzeitige Situation, hieß es im Ausschuss.
Kallenhardt
Eigentlich ist ein Anbau an den Kindergarten St. Clemens geplant. Doch die Planungen ziehen sich wegen vielerlei Bedingungen und Hürden hin. Nichtsdestotrotz ist der Bedarf in Kallenhardt schon jetzt groß. Um schnell Entlastung zu schaffen, hat die Familie von Bonin, die das Gut Körtlinghausen bewirtschaftet, ein bemerkenswertes Angebot gemacht: Denkbar ist, hier eine Gruppe des Kindergartens St. Clemens unterzubringen. Von einem Bauernhof-Kindergarten sprach im Ausschuss Annette Herbst-Köller. Die Initative sei von Mitgliedern der derzeitigen Waldspielgruppe ausgegangen, erklärte die BG-Fraktionschefin. Schon dieses Angebot für Kindergartenkinder hatte Landwirt Gyso von Bonin (BG) initiiert.
Nach einem ersten Gespräch hätten sich alle Beteiligten – also auch die Kita GmbH als Trägerin von St. Clemens – aufgeschlossen für das Angebot gezeigt. Es komme der Nachfrage nach alternativen Kindergartenangeboten entgegen und könne zeitnah umgesetzt werden, so Herbst-Köller. Zum Beispiel durch einen sogenannten „Wichtelwagen“ – eine Art Bauwagen mit Top-Ausstattung, samt Küche, sanitären Anlagen und Co.
Im Ausschuss versicherte Jugendamtsleiterin Gudrun Hengst: „Wir werden das auf alle Fälle unterstützen.“ Und: „Wenn nicht in Körtlinghausen, wo sollte dann ein Bauernhofkindergarten eingerichtet werden?“ Auch Bürgermeister Weiken meinte: „Das wäre ja wie Bullerbü.“ Allerdings: Laut Gudrun Hengst müssen freilich auch wichtige Vorgaben und Bedingungen erfüllt werden. Das wird nun geprüft.
Gedacht ist das Projekt nicht als Übergangslösung, sondern dauerhafte Einrichtung, sagte Weiken im Nachgang unserer Zeitung. „Die Grundsteine sind gelegt. Ich hoffe, dass es so kommt.“
Meiste
In Meiste wird schon zum 1. August 2020 Entlastung geschaffen: Im Kindergartenjahr 2020/21 wird eine zusätzliche halbe Gruppe mit zehn Plätzen in den Räumlichkeiten des Tabaluga-Kindergartens untergebracht.
Schlafraum kommt
Dafür wird ein 20 Quadratmeter großer Raum neben dem Turnraum zum Schlafraum umfunktioniert. Dazu sind bauliche Maßnahmen wie eine Fluchttür, Akustikdecke und ein anderer Bodenbelag nötig. Zur Finanzierung der geschätzten Summe von 20 000 Euro werden KiBiz-Rücklagen oder Fördermittel genutzt. Ab August sollen 30 Plätze in Meiste zur Verfügung stehen, darunter sechs für zweijährige Kinder. Der Schulausschuss legte mit seinem Votum am Donnerstagabend den Grundstein dafür.
Personal
Personal für eine Bauernhof-Kindergartengruppe wäre kein Problem, versicherte Herbst-Köller. Auf SPD-Nachfrage erklärte Gudrun Hengst: In Sachen Erzieher sei der Fachkräftemangel im Kreis Soest noch nicht angekommen. Gleichwohl sei spürbar, wie eng der Markt sei, so Wirtschaftsförderer Hubert Betten.
Quelle: 2020 Zeitungsverlag Der Patriot GmbH