Windkraft im baumfreien Wald? Das Thema beschäftigt Rüthen schon länger. Am Mittwoch konnten die Fraktionen im Stadtrat zu dem Vorschlag Stellung nehmen. Wie erwartet wurde das Thema teils hitzig und kontrovers diskutiert. Dabei ging es noch gar nicht um eine finale Entscheidung, sondern um die Beauftragung einer Artenschutzprüfung. - von Daniel Kossack



 Rüthen – Der Rüthener Wald liegt großflächig brach. Der Stadt Rüthen werden dadurch zukünftig bis zu einer Million Euro Einnahmen fehlen – sie muss sogar Geld in die Wiederaufforstung der Flächen investieren. Auf Grundlage dieser Tatsache hatte die SPD-Fraktion schon 2019/20 ins Spiel gebracht, auf den baumfreien Flächen des Stadtwaldes Windräder aufzustellen (wir berichteten).

Das Thema stand nun am Mittwochabend erneut auf der Agenda des Rüthener Stadtrats – die Fraktionen hatten Gelegenheit, sich dazu auszutauschen. Ursprünglich sollte es im nichtöffentlichen Teil der Sitzung auch um die Frage geben, ob – in einem ersten Schritt – eine Artenschutzprüfung in Auftrag gegeben werden soll. Im Verlauf des Abends wurde diese Abstimmung allerdings in den öffentlichen Teil verlegt.

Windkonzept müsste geändert werden

Im Vorfeld der Diskussion skizzierte Bürgermeister Peter Weiken die Rahmenbedingungen: Windräder gibt es schon im Stadtgebiet, beispielsweise in Meiste. Überall konnten die Anlagen bisher jedoch nicht gebaut werden, das verhindert das Windkonzept der Stadt.

In dem 2012 beschlossenen Papier wird geregelt, dass Windräder weder im Wald noch südlich der Möhne aufgestellt werden dürfen. Wolle die Stadt in ihren eigenen Wald nun Windräder bauen, müsse das Konzept geändert werden. „Das hätte weitgehende Konsequenzen“, so Weiken. „Wir können nicht willkürlich Flächen bestimmen und nur sagen, dass nur auf Waldflächen der Stadt Windräder gebaut werden dürfen.“ Letztlich könnten auch private Waldbesitzer dann entsprechende Anlagen bauen. Es gelten dann nur noch die allgemeinen Kriterien wie Abstände und Natur- und Artenschutz.

Gleichzeitig machte er klar, dass mit der Beauftragung einer Artenschutzprüfung noch keine Entscheidung für oder gegen die Windräder getroffen sei. „Solange der Rat nicht beschließt, das Windkonzept zu ändern, ist nichts passiert.“

Er selbst sei in dieser Sache hin und her gerissen. „Hätten Sie mich vor fünf oder sechs Jahren gefragt, hätte ich ganz klar nein gesagt.“ Borkenkäfer und Klimawandel hätten seine Meinung aber geändert. Es gebe viele Punkte, die dagegen sprächen, aber auch viele dafür – auch die finanzielle Seite. „Am Ende ist es der richtige Weg, die Artenschutzprüfung zu beauftragen und dann mit den Bürgern die Möglichkeiten zu diskutieren“, so Weiken.

„Auch in unserer Fraktion wurde das Thema kontrovers diskutiert“, erklärte Antonius Krane (CDU) – das zeigte sich auch bei der späteren Abstimmung, bei der die Hälfte der Fraktion dafür und die Hälfte dagegen votierte. Krane hielt die gesamte Diskussion aber für verfrüht, da noch gar nicht klar sei, welche Weichen die neue Bundesregierung vorgebe.

Das brachte Johannes Erling (SPD) auf. Das Argument der CDU ließ er nicht zu. „Es kommt immer wieder irgendwas Neues. Wir wollen das jetzt.“

Ähnlich äußerte sich auch Annette Herbst-Köller für die BG. „Wir drehen uns seit zwei Jahren im Kreis.“ Sie sprach sich klar für eine Artenschutzprüfung aus. Der Wald sei kahl, der Strombedarf nehme zu und man müsse die vorhandenen Quellen jetzt anzapfen.

Wolfgang Henze (FDP) nahm ebenfalls die Bundespolitik in den Blick – und sah darin eine klare Handlungsempfehlung, Windräder zu bauen. „Die Weichen sind gestellt, die Kommunen müssen das jetzt umsetzen.“ Windenergie im Wald bedeute ja, dass keine Flächen gerodet werden, sondern ohnehin kahle Flächen sinnvoll genutzt würden. Zugleich verwies er auf den finanziellen Aspekt: „Windräder zu betreiben könnte die Lücke schließen.“

Gegenwind für eine Entscheidung kam vor allem aus Teilen der CDU. So forderte Beatrix Krüper, vor einer Ratsentscheidung über die Artenschutzprüfung eine Bürgerversammlung einzuberufen. Sie wolle erst die Position der Bevölkerung einholen, bevor ein erster Schritt getan werde. Dieser Antrag wurde allerdings mit zehn zu 16 Stimmen abgelehnt. Eine Bürgerversammlung soll aber folgen, sobald es Informationen gibt, auf deren Grundlage die Frage, ob Windkraft im Wald erlaubt werden soll, getroffen werden kann.

Am deutlichsten positionierte sich Jürgen Augustinowitz (CDU) gegen das gesamte Vorhaben. „Die Flächen sollen aufgeforstet werden“, gab er zu bedenken. Wer glaube, mit Windrädern genug Strom erzeugen zu können, sei auf dem Holzweg. Gleichzeitig warnte er vor „Verhältnissen wie im Paderborner Raum“. Das hielt FDP-Mann Henze für „unglaublich überzogen und völlig daneben“. Es sei gar nicht möglich, auf allen Flächen Windräder zu bauen.

Letztlich fiel die Entscheidung für die Beauftragung der Artenschutzprüfung recht deutlich aus: 21 Ratsmitglieder stimmten dafür, sechs dagegen. „Wir werden zeitnah und transparent berichten, was dabei
herauskommt“, versprach Weiken.


Quelle: Der Patriot