Die Gemeinde Anröchte will die Energieverbräuche ihrer öffentlichen Gebäude langfristig überwachen und senken.


VON FREDERICK LÜKE

Anröchte – Instrument für die- se Operation ist der Aufbau und das dauerhafte Einwe- ben eines Energiemanage- ments in der Gemeindever- waltung. Der Rat gab jetzt grünes Licht, Fördermittel zu beantragen, so dass für die Dauer von 36 Monaten eine entsprechende Stelle im Bau- amt geschaffen werden kann. Mit der „Richtlinie zur För- derung von Klimaschutzpro- jekten in sozialen, kulturel- len und öffentlichen Einrichtungen im Rahmen der Natio- nalen Klimaschutzinitiative“ (Kommunalrichtlinie) fördert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit seit 2008 Klimaschutzprojekte in Kommunen. Mit der aktuel- len Fassung der Kommunal- richtlinie wurden die Förder- möglichkeiten ausgeweitet, begründet die Gemeinde ih- ren Vorstoß. Hauptaufgabe des Energiemanagers: Es soll durch die regelmäßige Erfas- sung und Steuerung von Ver- brauchsdaten eine kontinu- ierliche Reduzierung der Ver- bräuche erreicht werden. Ne- ben Personalkosten können auch Ausgaben für Messtech- nik und Software gefördert werden. Das Programm sieht eine 70-prozentige Förderung vor.

In der Praxis würde zu- nächst die neue Organisation etabliert werden – „zum Bei- spiel im Rahmen einer Dienstanweisung Energie“, schlägt die Verwaltung vor. Monatliche Berichte zu jeder Liegenschaft und ein jährli- cher Energiebericht wären die besonderen Ziele, die auf diesem Weg verfolgt werden sollen.


Initiative unterstützt Kommunen

Die Nationale Klimaschutz-Initiative (NKI) unterstützt mit der Kommunalrichtlinie Städte, Gemeinden und Landkreise beim Klimaschutz. Auch kommunale Unternehmen, soziale oder kulturelle Organisationen sowie Sportvereine können Anträ- ge stellen. Die Förderung zielt darauf ab, den Klimaschutz vor Ort zu stärken und den Erfahrungsaustausch untereinander zu intensivieren. Die Förderschwerpunkte decken ein breites Spektrum ab: Unterstützt werden Beratungsleistungen, die Erstellung von Klimaschutzkonzepten, Personal für das Klima- schutzmanagement und investive Maßnahmen, wie z.B. die Umstellung von Beleuchtungsanlagen auf LED, Investitionen für eine nachhaltige Mobilität, bspw. durch Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs, oder in die Sanierung von Kläran- lagen und die Trinkwasserversorgung. Von 2008 bis Ende 2021 hat die NKI im Rahmen der Kommunalrichtlinie rund 21 500 Projekte in mehr als 4450 Kommunen mit rund 965 Millionen Euro unterstützt. Es wurden so insgesamt Investitio- nen in Höhe von rund 2,5 Milliarden Euro ausgelöst.


Bei den Fraktionen lief die Verwaltung mit ihrem Ansin- nen offene Türen ein. Die CDU sehe diesen Schritt als selbstverständlich an, so Tho- mas Gerwin. Martin Fischer (SPD) brachte die Sprache auf den Aufbau von Fotovoltaik an der Kläranlage und auf dem neuen Feuerwehrhaus: „Da muss mehr passieren um diese ambitionierten Ziele zu erreichen“. Auch Thomas Borgelt (Grüne) begrüßte die- sen Schritt. Frank Reimann (FDP) erhofft sich eine „spür- bare Reduzierung der Kos- ten“, die sich in sechsstelliger Höhe bewegen. Die Anstrengungen „müssen einen Mehr- wert für die Bevölkerung dar- stellen“, forderte er. Er möch- te „mit Umstellung auf neue Technologien Anröche zu- kunftsfit machen“, sagte er. Das Energiemanagement sei eng mit der Sanierung von Gebäuden verwoben. „Wir müssen uns die Frage stellen, inwieweit Gebäude noch tragbar oder ob sie aus dem Bestand zu veräußern sind“, so Reimann.

Alle Fraktionen erkundig- ten sich, ob die Maßnahme nach 36 Monaten ausläuft oder womöglich dauerhaft erhalten bleibt. „Von einer Übernahme kann nicht die Rede sein“, betonte Bürger- meister Alfred Schmidt. Über die befristete Stelle solle dau- erhaft eine Systematik inner- halb der Verwaltung aufge- baut werden. Er könne nicht versprechen, ob es angesichts gestiegener Energiepreise ei- ne spürbare Erleichterung gibt. Immerhin aber bestehe so die Möglichkeit zu über- prüfen, „wie und wo wir un- sere Energie am besten ein- kaufen“.

Quelle: Der Patriot: Donnerstag, 10. Februar 2022