Jörg Simon freut sich, als Marktbeschicker in Rüthen den Kunden die Herkunft des Gemüses zu erklären.

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Beschaulich mit vier Ständen präsentiert sich der Rüthener Wochenmarkt derzeit. Die Kundenströme sind mal mehr, mal weniger stark an diesem Freitag. Nie ist es wirklich richtig voll. So bleibt Zeit für Gespräche, die Marktbeschicker Jörg Simon sehr schätzt. Weil aber die Frequenz sehr gering ist, zeigt sich der Händler für regionale Naturkost genau wie seine Kollegen Andreas Hansel (Geflügel) und Hubertus Lammers (Floristik) dankbar darüber, dass die Stadt Rüthen nun die Standgebühren erlässt.

VON JILL FRENZ UND PHILIP STALLMEISTER 

Rüthen – Der Erlass der Standgebühren für die Rüthener Marktbeschicker war dominierendes Thema im Hauptund Finanzausschuss am Donnerstag vergangener Woche. Als BG-Fraktionsvorsitzende hatte Annette HerbstKöller diese Diskussion angeregt. Man sei schließlich froh über die Stände auf dem Wochenmarkt und halte es daher in Zeiten der Inflation nicht mehr gerechtfertigt, Gebühren von den Beschickern zu fordern. Bürgermeister Weiken ließ darüber im Ausschuss abstimmen – und erhielt für den Vorschlag die mehrheitliche Zustimmung der Ratsmitglieder – zur großen Freude der Marktbeschicker. 

"Der Wochenmarkt ist die einzige Verkaufsstätte für Gemüse, an der ein aktiver Dialog stattfindet“, berichtet Simon, der mit einem Stand für Gemüse und Obst sowie einem Käse- beziehungsweise Feinkostwagen vor Ort ist, über die Vorzüge der Verkaufsform. Weil sich die Kundschaft auf dem Markt genau über die Herkunft des Produktes erkundige, ist Simon froh über diese Möglichkeit des Verkaufs, genau wie seine Kollegen. So erklärt Lammers, dessen Vater bereits in Rüthen einen Stand hatte: „Unsere Familie ist seit gut 60 Jahren hier. Wir haben viele Stammkunden. Wir kennen uns.“

Den persönlichen Kontakt beim Wochenmarkt schätzt Christiane Rath. Die Rüthenerin sagt: „Ich kaufe hier mein Biogemüse, von dem ich genau weiß, dass es aus der Region kommt. Im Winter kaufe ich Gemüse für die ganze Woche. Im Sommer nehme ich auch viel aus dem eigenen Garten.“

Gebührenerlass als Wertschätzung 

Blumenhändler Lammers zeigt sich dankbar für das Entgegenkommen der Stadt, sagt allerdings: „In Büren müssen wir seit Jahrzehnten keine Gebühren zahlen. Dort achtet die Stadt aber genau darauf, dass alles sauber hinterlassen wird.“ Den Erlass der Standgebühren empfindet Hansel, der aus Delbrück mit rund 40 Kilometern die weiteste Anreise hat, „als Wertschätzung, dass wir uns hier auf den Markt hinstellen“. Seit 1987 kommt der Geflügelhändler nach Rüthen.

Seit zwölf Jahren ist Jörg Simon vor Ort. Der Steinhäuser sagt: „Ich finde es sehr gut, dass sich die Stadt Rüthen kümmert. Wir stehen in einem intensiven Austausch mit dem Bürgermeister.“ Das sei nicht überall der Fall.

Den guten Kontakt zur Verwaltung möchte Lammers nutzen, um eventuell freitags länger präsent zu sein. „In Rüthen herrscht eine schöne Atmosphäre. Ich könnte mir vorstellen, dass wir bis in den Nachmittag präsent sind“, sagt Lammers auch mit dem Hintergedanken an die Schließung der Gärtnerei Rü- berg Ende dieses Monats. Mit Sarah Gößmann übernimmt der Bürener eine Floristin, die freitags als bekanntes Gesicht in Rüthen präsent sein wird und dort weiter Kundenpflege betreiben soll.


Quelle: Der Patriot - Ausgabe 20. August 2022